DER BLOG UND PODCAST VON MARTIN MATHEO

Du bist der Schlüssel

Vieles in unserem Leben können wir beeinflussen, vieles jedoch auch nicht. Weisheit bedeutet, den Unterschied zu erkennen und danach zu handeln. Es bedeutet aber auch, sich ausschließlich auf das Veränderbare zu fokussieren.
Etwas, das wir verändern können, und zwar täglich, ist die Art und Weise, wie wir mit uns selbst umgehen, welchen Stellenwert wir uns einräumen, welchen Respekt wir uns selbst entgegenbringen und letztlich, ob und wie wir uns selbst lieben. Ich wage zu behaupten: Damit hält jeder von uns einen wirklich wichtigen Schlüssel in seinen Händen, nämlich den Schlüssel zu einem selbsterfüllten und ja, auch glücklichen Leben.
Ist es nicht ein wirklich schönes Gedankenspiel, sich vorzustellen, dass jeder Mensch diesen Schlüssel finden und damit sein eigenes Haus, gebaut aus Liebe und Verständnis, öffnen könnte? Wäre es nicht toll, wenn die Türen immer offenstehen würden und andere Menschen herzlich willkommen wären, wenn wir wüssten, dass sie nichts Böses im Schilde führen? Ich finde diese Vorstellung sogar wunderschön, wenngleich leider auch ein wenig illusorisch. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen mit diesem Schlüssel in Händen erheblich weniger Interesse an einer rücksichtslosen Plünderung des Nachbarhauses haben. In einer Stadt, die nur aus solchen Häusern besteht und nur von solchen Menschen bewohnt ist, würde ich wirklich gerne leben. Nun, ich bin kein Träumer, aber gelegentlich tun solche Vorstellungen einfach gut.
Ein bisschen zu träumen macht hoffnungsvoller und die Seele frei.

Eine gute Selbstfürsorge, und darum geht es hier, hat gar nichts mit Egoismus zu tun – im Gegenteil. Sie stellt lediglich den wichtigsten Menschen in deinem Leben – und das bist nun einmal du selbst – an den rechten Platz. Bei keinem deiner Mitreisenden kannst du dir absolut sicher sein, ob er mit dir bis zum Ende unterwegs sein wird. Solch eine Garantie kann es in dieser Welt nicht geben. Selbst wenn wir das Versprechen »bis dass der Tod uns scheidet« bis zu eben diesem Zeitpunkt ernst nehmen – nicht selten (ent)scheidet das Leben mit seinen Verlockungen schneller als der Tod, wie die aktuelle Scheidungsstatistik eindrucksvoll belegt.
Es stellt sich also die berechtigte Frage: Welcher Mensch reist so zuverlässig wie die Transsibirische Eisenbahn mit dir bis an das Ende deiner Tage? Darauf gibt es nur eine Antwort, die so einfach wie klar ist: du selbst. Grund genug, dich an den Platz zu stellen, an den du gehörst. Nochmals: Das ist keine Aufforderung, alles um dich herum zu negieren oder auf niedrigere Plätze zu verweisen. Schon gar nicht ist es ein Freibrief dafür, in blindem Egoismus oder in falsch verstandener Selbstliebe auf den Nächsten zu vergessen. Die Grenze zwischen falsch verstandener Selbstliebe und Härte ist übrigens sehr schmal und schnell überschritten. Sie ist, so würde ich sagen, fließend. Lass uns also vorsichtig sein und genau hinsehen – am besten mit dem Herzen.

 

Foto von Envy Creative auf Unsplash